aus liebe zum wort

aus liebe zum wort

Heute morgen in meiner Journalsession hat es mich gepackt. Ich fühlte eine starke, plötzliche & überwältigende Liebe - es war die Liebe fürs Schreiben, die Liebe fürs geschriebene Wort. Für Buchstaben, die verschieden aneinandergereiht, die unterschiedlichsten Dinge ausdrücken, und somit unendlich viele Geschichten erzählen können. Für Wörter, die ausdrücken, was wir denken & fühlen, die uns unsere Gedanken & Gefühle erst greifbar & verständlich machen. Wörter, die obwohl gleich geschrieben, für jede Person etwas anderes bedeuten, in ihr etwas anderes auslösen.

Ist man geduldig genug, hat man genug Liebe zum Wort, so können ganze Geschichten, ganze Leben erzählt werden. Sprache ist macht und Wörter mehr als nur der Sprache mittel zum Zweck. Sie sind lebendig, sie tragen Liebe und Verantwortung.

Ich komme nicht drum rum, mich zu fragen, was wir ohne sie wären & stelle mir damit eine Frage, die ich wahrscheinlich nie vollends beantworten werden kann. Eine Welt ohne Worte, wer kann sich das schon vorstellen. Was würde das bedeuten, wie würde das aussehen? Für die Menschen, genauso wie für die Tiere.


Das Schreiben & Ich teilen eine tiefe, innige Beziehung. Jedes Mal, wenn ich mich hinsetze, um zu schreiben, ist es anders, nie weiß ich, was am Ende dabei rauskommen wird. Hab ich an diesem Tag Glück, werde ich Worte finden, die sich gut miteinander verstehen, miteinander auskommen, die fitten? Aber egal, was das outcome auch ist, ob ich output kreieren konnte, den ich teilen will, ob ich mir über Gefühle klarer geworden bin, oder einfach ein bisschen Ruhe in das Getummel gebracht hab -  nach dem Schreiben ist immer Alles besser.

Gleichzeitig erfordert es keine Disziplin von mir, keine Erinnerungen auf dem Handy oder Blocker im Kalender. Könnte ich den ganzen Tag schreiben, würde ich es tun. Es lässt mich gut fühlen, von ganz tief in mir, bis an die Oberfläche. Es ist Meditation, es ist self-care, es ist Weiterentwicklung. Es ist Kreativität und Urlaub.

Zu schreiben und damit etwas auf Papier zu bringen, was vorher nur in meinem Kopf existiert hat, ist für mich vergleichbar mit einem Künstler, der Farbe auf eine Leinwand bringt & mit ihr ein Bild kreiert. Es wird Etwas für die Außenwelt verfügbar, was zuvor nur im Kopf von jemandem existierte. Dass als Schnipsel, als viele einzelne, unfertige Teile im Kopf von jemandem existierte, oder vielleicht auch nicht, und die Chance bekommen hat, sich zu etwas größerem, etwas Zusammenhängenden zusammen zu schließen. In der Kunst werden Elemente zusammen gebracht. Es ist jedes Mal ein einzigartiger Zusammenschluss des Internen mit dem Externen & kann nie ein zweites Mal so erschaffen werden, da es auch keine Person zweimal gibt. Darin liegt die Magie. Darin liegt die Relevanz & die Wichtigkeit für diese Welt, dass Kunst weiterhin existiert, in all ihren Auslebungen.


Schreiben ist mein Anker & mein Rettungsboot zu gleich. Schon lange kann ich mir keine Wirklichkeit mehr vorstellen, in der ich meinen Gedanken nicht auf dem Papier begegne. Und es ist mehr als das einfache Denken auf Papier, als welches es so oft beschrieben wird. Schreiben geht tiefer, es ist bewusster und, anders als beim Denken, erschafft schreiben Unendlichkeit & Erinnerung.

durchs schreiben verewige ich mich auf dieser welt. auch sollte es jetzt keiner lesen, sollte es nie jemand lesen, existiert mein geschriebenes wort dort draußen. es existiert in meinen büchern, blau auf weiss, für immer.