enero la primera

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Madrid, 05.01.2024

Did u appreciate ur Käsebrot?

Freitag, 05.01.2024

Das neue Jahr ist gestartet. Für mich, ohne Job und ohne großen Knall. Während der Großteil der Gesellschaft wieder früh aufwachen muss, die entspannten Tage vorbei sind und das neue Jahr in "2024 Auftakt Meetings" eingeläutet wird, sitze ich ruhig in einem Zimmer in Madrid. 
Mit mir, ist auch die Stadt noch nicht wieder zurück auf vor-Feiertags-Level angekommen - in dieser ersten Woche des frisch gebrüteten Jahres.

Doch so langsam holt sie mich ein, die kalte Wirklichkeit des Januars. Covid ist überstanden und so ergeben sich all die Möglichkeiten meinen Tag zu gestalten, ergibt sich all die Zeit, die zu verbringen es gilt, wieder vor mir. Ein Gefühl sachter Panik darüber setzt sich zu mir und friert meine Entscheidungsfreude ein, wie ein kalter Winter Tag die Knochen.

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„Was mache ich aus dem heutigen Tag?“- mit dieser Frage bin ich heute aufgewacht.
Mach ich, was ich sollte oder mach ich was ich machen möchte?
Gibt es vielleicht sogar etwas, dass ich schaffen will?
Oder sind da Dinge, die ich machen muss, weil ich mich so oder so fühlen will?

Ich merke, dass ich mir ein neues Koordinationssystem bauen muss. Etwas, dass mir hilft zu entscheiden und diese Fragen zu beantworten, um nicht von nun an bis in die Unendlichkeit täglich in den Details des Alltags zu versinken.

All die Jahre war ich es gewöhnt, eine gewisse Taktung in meinen Tagen zu haben.
Wie ein Gerüst, von außen gegeben & auf mich erlegt. Teils beklemmend, gab es mir doch Orientierung und Halt.
Aufstehen zu jener Zeit, um zu einer anderen pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen. Und Arbeitszeit mit freier Zeit so zu koordinieren, dass ich zufrieden auf den Tag zurückschauen kann.
Zum Teil wird das wieder kommen, aber doch nicht ganz. Denn von nun an entscheide ich den Großteil meines Tages selbst.
Von nun an entscheide ich, wann und wie lange ich arbeite.
Für was ich meine Zeit hergebe und was ich dafür haben möchte.
Und mehr noch -
Bald schon starte ich alleine eine Reise und habe somit nur mich, die ich bei Entscheidung & Planung berücksichtigen muss.

Dies ist, was ich mir ausgesucht, wofür ich mich entschieden und was ich kreiert habe. Es ist, was ich mir als höchste Form der Freiheit vorstellen konnte und sie zu fühlen war alles, was ich für mein Leben wollte.
Und ich glaube auch, dass sie es ist. Dass ich es geschafft habe sie zum Mittelpunkt meines Lebens zu machen, mit all den Entscheidungen, die ich getroffen hab. Die dieses Jahr so anders machen, als alle davor.
Doch so einfach und gut, wie ich es mir immer vorgestellt habe, wird es wahrscheinlich nicht sein. Denn Freiheit kommt mit Verantwortung und mit Entscheidungen. Alles das liegt nun allein auf meinen Schultern.
Etwas Neues, womit ich lernen werde umzugehen um irgendwann zu sehen, ob es wirklich das ist, was ich will.

Zurück ins Jetzt:

Es ist das erste Jahr, was ich so starte, so ohne Job. Und ich merke, dass es bei mir Unruhe auslöst. Obwohl bei mir bei weitem nicht Nichts ansteht, fühle ich mich doch, im weitesten Sinne, etwas nutzlos. Mein Leben besteht nun aus anderen Dingen. Kein Arbeitsverhältnis bildet mehr den zentralen Dreh- und Angelpunkt. Das Anderssein war für mich schon immer etwas, was ich nur schwer als jenes annehmen konnte. Dessen es mir immer schwer fiel mich dafür nicht zu verurteilen und in eine Ecke zu stellen.
Ich dachte nicht, dass es mir so schwer fallen würde, den Wert meines Lebens nicht anhand der Höhe meines Einkommens zu bemessen.

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In den Tag hinein zu leben klappt besser, wenn man einen Plan hat. Wenn zumindest ein oder zwei Überlegungen angestellt wurden darüber, was zu tun gut wäre und welches Tun gut wäre.
Noch einfacher geht es vielleicht, wenn ein Äußeres Gerüst besteht, an dem sich orientiert werden kann, ja gar lang gehangelt werden kann und durch das die Notwendigkeit sich über seine Aktivitäten Gedanken zu machen entfällt. Doch das habe ich für mich ja nunmal abgeschafft. Schön blöd.

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Ich merke, dass es mir fehlt etwas zu schaffen.
Meine Selbstwirksamkeit. Die fehlt.

Das Gefühl dieser stellt sich vielleicht am Schnellsten ein, wenn man Aufgaben erledigt, die einem Jemand aufgetragen hat und für die man Geld verdient.
Haben wir solch eine Aufgabe bewältigt, kann ein Jeder von sich behaupten heute etwas geleistet zu haben.

Doch ist das schon Alles? Es kann nicht sein.
Nein - es darf nicht sein. Da muss mehr sein.
Das stumpfe Bearbeiten von Aufgaben, die mit meinem Selbst nichts zu tun haben und mein Leben nicht bereichern wird nicht das Einzige sein, was mich fühlen lassen kann, als würde ich in meinem Leben was' erreichen. 

Ich glaube, ich sehe da meine Selbstwirksamkeit, wie sie eingeknüllt auf dem Boden liegt.

So steht die Frage danach, was da noch sein könnte, unausweichlich vor mir.

Wie und wo finde ich meine Wirksamkeit wieder, in diesen Tagen, wo kein Geld für mein Tun bezahlt wird?

Ich muss Alternativen finden. Andere Dinge, die ich machen kann, um das Gefühl des Schaffens wieder zu erlangen.

Ich glaube, so ein Gefühl kann sich einstellen, wenn man etwas macht, dass mit den eigenen Werten und Zielen übereingeht. Gleichzeitig kann ich die Überzeugung doch nicht abschütteln, dass eine jede Sache immer mehr Bedeutung habe wird, wenn ein man für sie bezahlt wird.

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Mein Weltrettersyndrom stellt sich wieder ein - Doch ist etwas Schlimmes daran weder einen positiven noch negativen Beitrag zum Sein dieser Welt zu leisten? Wenn ich so darüber nachdenke glaub ich, es täte der Welt gut, wenn sich mehr Menschen darauf konzentrieren würden einfach zu sein. 
Am Ende des Tages wird das die einzig sinnvolle Tätigkeit sein.

Ach, wie schwer sie mir noch fällt.

Mir kommt ein Gedanke: Wenn ich mich nur auf meine Person beziehe, nur darauf, was ich in meinem stillen Kämmerchen mache - reicht es nicht vielleicht schon aus, wenn ich in der Außenwelt einfach freundlich zu den Menschen bin?

Wenn ich dafür sorge, dass ich kein Unheil anrichte, dafür eher offenen Auges und Ohres mich bewege und Hilfe biete, wo sie gebraucht wird?

Was wäre, wenn sich daran der Wert des Lebens ergebe?

Daran, wie unsere Taten die Menschen beeinflussen & nicht daran, wie viel Geld wir verdienen. 

Wenn es unser Job wäre, freundlich und zuvorkommend einander zu begegnen, Acht zu geben. In mir verstärkt sich der Eindruck, dass mit dem Ende der Arbeitszeit eines Manchen nicht nur die Arbeit zu Ende geht, sondern auch die Achtsamkeit und das Wohlwollen, für die Menschen um einen herum. Ist die entlohnte Arbeit getan, ist die Schuld für den Tag beglichen. 

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All diese Gedanken begleiteten mich heute Morgen bei meinem Frühstück und lenkten den Fokus weg von meinem zuvor ersehnten Käsebrot. Sie ließen es mich nicht appreciaten ... Vielleicht Morgen.