Ich glaub im Alter müssen meine Haare grün sein

Ich glaub im Alter müssen meine Haare grün sein

okt24

von der Kippe
nen' letzten Zug
Druck auf den Rippen -
es ist genug, ich hab genug

Schier taumelnd nach Haus
renn, muss hier raus
renn weg, komm zurück
von euch still erdrückt

Erst wo Wasser uns trennt
gewinn' ich mein' Atem
doch Wasser löscht nicht was brennt
Lass nach - ich muss warten

Bevor was ihr bringt
mich noch auffrisst
und was ihr denkt, dass ich sei
mein Licht gar erlischt

Doch kein Abstand
löst, was an mich geklebt
was an mich gekettet
bin von euch verbrannt

abstreifen, entkommen
will aus der haut fahrn'
abwerfen, verschwommen
& Schmerz zieht seine bahn'

///

Frag mich, was ich fühl
was es ist, dass ich da abstreifen muss
Staub oder Schleim oder Schein -
Es riecht nach Backsteinen

///

Auf meiner Brust ein Panzer
dicker als der Körper, der ihn trägt
das richtet sich an wen's versteht
wer mit mir neue Samen säht

denn meim' Panzer fehlt die Kraft
als das er es alleine schafft
viel Gewicht liegt auf den Lippen
würd gern an dein' Worten nippen

und hätt gern mehr Sprache
in weniger Lärm
(wenn) sich bildet ne' Lache
Teil von mir auf der Straße

seh zu, wie an dieser groben Welt
mein Herz manchmal zerschellt
mein Licht an euch gebrochen
& Wohlgefühl hat sich verkrochen

doch kurativ dies innre Wesen
seine Ruhe ist mein Mut.

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Und wie immer weht der Wind stark an diesem Abend. Ich sitz auf unsren Treppen und das Kehrblech, was dort schon immer steht kann sich nicht mehr halten in den Böen, die uns umgeben. Es fällt und ich frag mich, was es halten kann. Groß genug, damit ich meinen Panzer auf ihm ablegen kann, ist es nicht.

Aber irgendwie pack ich's,

Stein für Stein
bau ich sie ab,
öffne nach und nach
jeden einzelnen Verschluss

Nehm die Steine von mein' Schultern
und nehm langsam den Brustpanzer ab.
Sie wehren sich nur langsam,
denn

jetzt bin ich bei mir und bei mir bin ich sicher.
"Bis zum nächsten Mal" klingt bloß wie eine zweite Tonne an Backsteinen.
Weit entfernt davon, dass ich euch an mich ranlass.
Ein Glück näher bei mir, als je zuvor.

///

Ich komme zu dem Schluss, dass meine Front für euch wohl noch nicht schroff genug ist. Eure klebrigen Fühler finden immer noch Platz zum andocken.
Ich glaub im Alter müssen meine Haare grün sein, damit ihr noch seht, woher ich komme

Und ich bleib immer, wer ihr nicht denkt, das ich bin.

So schließ ich diese müden, jungen Augen, die an solchen Abenden so alt wirken.
Und hinter geschlossenen Liedern offenbaren sich Welten, die den Schmerz halten können, ihm ein Zuhause geben.


Jemand meinte mal zu mir, dass Menschen mich mehr sehen, als mir bewusst ist. Vielleicht wollt ihr es nur nicht, vielleicht merke ich es nur nicht.