Reiseblog Woche 1 - GERMAN EDITION

Reiseblog Woche 1 - GERMAN EDITION
Hostel elevator selfie :)

Hallo zusammen! Willkommen zum hoffentlich Ersten von vielen Reiseblogeinträgen.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich es machen würde, denn ich glaubte, dass es nicht so viel zu erzählen gäbe. Keine Ahnung, wie ich das denken konnte… So kamen mir auch immer mehr Ideen in den letzten Tagen über Dinge, die ich hier einfließen lassen könnte. Die Idee, einen wöchentlichen Reiseblog zu schreiben, gab mir Motivation, Sachen zu machen, für die ich sonst zu faul gewesen wäre. Ja, so gehe ich vielleicht offener und mutiger in Momente rein, weil ich mir erhoffe, dass daraus eine Story entsteht.

Außerdem hat mir die Idee, wöchentlich für Menschen zu schreiben, die sich für mich und mein Leben interessieren, einen Grund & darüberhinaus Kraft gegeben, überhaupt an diese Reise zu glauben.

Die meisten Menschen, die diesen Blog lesen, werden wissen, was es mich gekostet hat, diesen Schritt zu gehen. Ayşe und ich haben uns am Donnerstag voneinander verabschiedet und ich bin jetzt offizielle Solo Travelerin. Ich rede dabei auch noch lieber nur von mir als Solo Travelerin, als von Solo als Person.

In den letzten Tagen zu sein & zu leben war das vielleicht Schwerste, was ich je durchgemacht hab und immer noch dabei bin durchzumachen. Ich will hier ganz ehrlich sein: es ist die Hälfte der Zeit krass schlimm und die andere Hälfte ziemlich cool. Das macht Sinn, denn die Hälfte meines Herzens ist meine und die andere Hälfte, die ist noch bei Ays.

Große Drücker gehen an dieser Stelle raus an meine lieben lieben Freunde und an Mama, genauso wie an Ays, dass ihr alle so da wart und seid. Ich kann immer mehr verinnerlichen, dass ich ganz und gar nicht alleine bin in dieser fremden Stadt. Denn ich trag euch alle in mir. Das gibt mir in vielen bedrückenden Momenten echte Kraft. Für euch will ich jede Woche etwas schreiben, in der Hoffnung, dass ihr euch etwas dran erfreuen könnt.

Also, LOS GEHTS!


Von Beginn.

Am Donnerstag habe ich mich vom Adolfo Suárez Madrid-Barajas Airport auf den Weg gemacht. Ays und ich haben uns an der U-Bahn Halte verabschiedet, da wir dachten es sei vielleicht weniger emotional beladen als ein Abschied im Flughafen. Weit gefehlt. Der Ort macht keinen Unterschied, es sind wir, um die es geht und das ist furchtbar, egal wo.

Madrid - Amsterdam - Xiamen - Taipei

Die Reise verging schneller als gedacht, doch die Zeit verging allgemein merkwürdig in den letzten Tagen. Eine Trennung von deinem Menschen gepaart mit einem Flug 7 Stunden in die Zukunft und nichts, was so ist wie zuvor, bis vielleicht auf meinen Haarschnitt - mein Gefühl für Zeit wurde einmal durch den Mixer gehauen und mir als Suppe serviert. Klingt merkwürdig, aber fühlt sich irgendwie so an.


Nun hab ich zwei komplette Tag in Taipei, Taiwan verbracht und vieles, was mir vorher erzählt wurde über Stadt & Menschen hat sich verwirklicht. Die Menschen sind ungewöhnlich zurückhaltend, haben aber gleichzeitig ein so großes Interesse an meiner Person, wie ich es selten so aufrichtig erlebt habe. Es brauch nur ein kleines Hallo, eine kleine Frage und es sprudelt aus den Menschen heraus. Sie sind alle so interessiert, an der Art Leben, dass ich führe und dem Essen, dass ich zubereite.

Beispielsweise scheint es, zumindest für eine Frau in meinem Hostel, das ungewöhnlichste der Welt zu sein Gurke und Apfel "pur" und ohne weitere Würze zu essen. Auch gilt diese Mischung an Lebensmitteln bereits als Salat.
Ich vermisse einen guten Salat.


Doch trotz der Bange vor diesem ganzen Neuen klappt bisher alles gut. Geldabhebungen, sim-Karten und Metro Card Beschaffung. Das Hostel ist wunderbar ausreichend und einen Freund(in) habe ich auch gefunden.

Ich entdecke viele Gepflogenheiten und Eigenheit der Menschen & der Kultur des Landes, die mir sehr gefallen und von denen ich wünschte, europäische Menschen und Städte hätten mehr davon. So macht mir Taipei in vieler Hinsicht das Leben leichter, weil es meinem Energielevel und meiner Persönlichkeit entgegen kommt.

Zum Beispiel: Es ist hier ruhig. Im Hostel sind die Menschen angenehm ruhig und rücksichtsvoll. In der Metro würde niemals jemand auch nur seine Stimme erheben, geschweige denn rumbrüllen. Die Taiwanesen bilden überall eine Schlange und halten sich so ziemlich immer rechts auf einem Gehweg, sodass man nicht um Menschen herum navigieren muss und es fast nie Gedrängel gibt. Im direkten Vergleich zu Madrid könnte es nicht verschiedener sein.

Die Ruhe und Ordnung lässt mich mit einem Haufen mehr Energie den Tag beenden. Die einzigen Dinge, die mich hier stressen, sind meine eigenen Gedanken. Doch endlich muss ich meine Reserven nicht mehr anzapfen, um Situationen zu überstehen, die mir auf Grund von Lautstärke und Rummel die Energie entziehen.

Alles hier wird von einer gewissen Eleganz und Würde, von Manieren und Haltung umwogen. Die Menschen sind (größtenteils) aufmerksam ihrer Umgebung und ihren Mitmenschen gegenüber, die Straßen sind überaus sauber und wo andere Städte im Gewusel ihrer Motorroller untergehen, stehen sie hier geordnet am Straßenrand. Für mein Nervensystem ist das wie Urlaub.


Gestern Abend war ich mit Helia, einer, die ich hier im Hostel kennengelernt hatte, auf einem der unzähligen Nachtmärkte Taipeis.

Es ist relativ leicht für mich hier Menschen kennenzulernen, denn es laufen gefühlt nur eine Handvoll Europäer im Hostel rum und diese sind fast die einzigen, die überhaupt reden.

Der Nachtmarkt war komplett anders, als ich es erwartet hatte. Ich wurde begrüßt von einem großen Leuchtschild, dass den Eingang markierte. Viele Menschen standen davor und machten Bilder von sich, denn dies ist einer der größten und berühmtesten Taipeis. Die Atmosphäre war etwas, wie an einem Samstagabend auf dem Freimarkt in Bremen. Und auch die Attraktionen waren vergleichbar! Und gleichzeitig komplett anders. Anstatt Entenangeln angeln die Kinder hier echte kleine Fische, anstatt schießen auf Plaketten werden Luftballons mit Dartpfeilen abgeschossen und an einem anderen Stand, da sitzen die Kinder ganz ruhig und konzentriert in all dem Trubel und kreieren Window- Colour-Bilder.

Durch den ersten Teil des Marktes hindurch kam man dann zu den Essensständen. Herauszufinden, was dabei vegetarisch ist, und was nicht, erwies sich erst als Herausforderung. Dann fanden wir aber doch viele, sehr sehr gute Snacks. Hier ein paar von denen!

DISCLAIMER nicht alles, wo von ich Fotos mache habe ich auch gegessen. Denn bei Froscheiern, Schweineblutsuppe und Karasumi (Sonnen getrockneter Meeräschenrogen) bin ich einfach raus.

Bei einer zweiten Runde über den Markt entdeckten wir ein kleines Schmuckgeschäft. Es gehörte einer Frau, die alle Stücke handgemacht hatte und sie waren wundervoll. Wir standen & standen dort, genossen die Details, in denen die winzigen Glassstücke verarbeitet wurden. Die Besitzerin war sehr interessiert daran, wo wir herkamen und was wir hier machten. Und sie war unglaublich froh darüber zu erfahren, dass wir planen länger hier zu bleiben. Sie hieß uns unzählige Male Willkommen in Taiwan und lud uns am Ende ein mit ihr und ihrer Familie Tee zu trinken.
Das klingt so niedergeschrieben vielleicht nach einer Kleinigkeit, doch es fühlte sich an, wie eine Geste tiefer Herzlichkeit und Offenheit. Sie überreichte uns kleine Gläser mit wunderbarem Tee. Bevor wir sie annahmen sagte sie uns, dass sie uns vertraut und fragte uns daraufhin, ob wir es auch tun. Das bejahten wir etwas verwirrt und gleichzeitig freudig interessiert und so übergab sie uns den Tee. Wir stießen mit jedem ihrer Familienmitglieder an. Das Anstoßen beinhaltete das Halten des Glases mit beiden Händen und einer leichten Verbeugung.

Es war eine Begegnung, wie ich sie nur aus Filmen kenne und wie ich sie mir zwar gewünscht, doch nie hätte vorstellen können. Es war so ehrlich und herzlich.


Am Sonntag habe ich mich dann tatsächlich auch für einige Stunden an die Arbeit gesetzt. Für alle, die es nicht wissen: ich habe mich mit Beginn des neuen Jahres selbstständig gemacht und arbeite nun freiberuflich. Das Unternehmen, mit dem ich maßgeblich zusammenarbeite, ist im Bereich Nachhaltigkeit tätig und hilft Unternehmen dabei Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln. In das Gefilde werde ich in den nächsten Wochen auch einsteigen, doch erstmal brauchen Sie (glücklicherweise) Texte für ihre Website. So werde ich grade viel fürs Schreiben bezahlt, was unglaublich toll ist.


Heute ist schon Montag und ich hab offiziell meinen ersten beiden Tage in Taipei überlebt - um einiges besser, als ich es mir je hätte vorstellen können. Ich denke, ich beginne mir zu vertrauen, und das fühlt sich echt gut an.

also, bis nächste Woche! :)