SUNDAYS

SUNDAYS

05.11.23

Es ist 10 Uhr morgens und es hat die ganze Nacht geregnet. Ich stehe draußen. Meine Hände umklammern den heißen Becher Kaffee, der sich in meiner Hand befindet. Ich stehe draußen und die Luft ist noch klarer als sonst. Der Regen hat sie rein gewaschen. Ich stehe draußen und höre einfach nur zu. Höre den Wind in den Ästen der Bäume, höre den Regen rauschen und tröpfeln. Es passiert so viel gleichzeitig hier draußen und doch unterliegt alles einer tiefsten Ruhe. 

Vereinzelt segelt ein Blatt durch die Luft. Es hat sich gelöst von hoch oben, als eines der letzten am Baum. Es segelt durch die Luft, als hätte es nun sein ganz eigenes Leben, hätte seine Freiheit gewonnen. Es segelt lange, langsam, bis es sich sanft im Gras niederlegt.

Alles ist friedlich. Nur der Bach tönt heute lauter als sonst. An Tagen wie diesen bleibt es oft den ganzen Tag grau. Die Wolken hängen in den Berghängen über uns, verdecken die Sicht auf die hoch oben liegenden Wälder. Wo ich mich in der Stadt erdrückt von der tiefen Wolkendecke fühlen würde, gibt sie mir hier ein Gefühl von Geborgenheit. Als würden die Wolken einmal mehr für Ruhe sorgen und uns vor Unheil beschützen. Weiß-grau und bauschig schweben sie über mir. Es bleibt ein grauer Tag, es wird auch später nicht heller, doch es ist immer noch magisch. Die Natur hier fühlt sich besonders an. Es gibt immer etwas zu sehen und es hat eine unendliche Schönheit, üppig und ursprünglich.

Hier drinnen existieren nur wir. Das Feuer spendet uns mehr als Wärme. Es gibt uns, was nur ein echtes Feuer einem geben kann. Hier drinnen ist es still. Doch das Drinnen wäre nichts, ohne die Umgebung, in dem es sich befindet.

Das Feuer ist warm, genauso wie mein Kaffee und mein Herz. Heute brauchen wir keine Uhr, die Zeit darf frei vor sich hin fließen. Oh, wie sehr ich wünschte, ich könnte mehr solcher Tage verbringen.

12.11

Ich wünschte, ich konnte ihn für immer leben. Wünschte, er wäre nicht von solch kurzer Dauer. Es gibt so viel, was ich am Sonntag tun möchte, wenn gleich mein Kopf doch auch Mal etwas Ruhe gebrauchen könnte. Doch grade, wenn es etwas ruhiger wird, um mich herum, kommen die Worte, kommt die Inspiration. Es gibt so viel, über das ich schreiben möchte. So viel, dass ich manchmal nur Worte für die Schönheit des Schreibens selbst habe. An Sonntagen quillt mein Körper über mit Hingabe für diese Art des Ausdrucks und an Freude, dass ich nun endlich sitzen kann.

Ich wünsche mir eine Woche voller Sonntage. Man nennt dies wohl Urlaub. Doch nein, es ist irgendwie anders. Denn ein Sonntag ist kein Urlaub und ein Urlaub fühlt sich nicht immer wie ein Sonntag an. Ich möchte eine komplette Woche, oder wie lange auch immer es braucht, um für mich alle Sachen zu erledigen und zu ende zu denken, was aufkommt. 


Wenn die Woche vergeht und die Tage dahin rauschen, steht mein Körper unter Strom. Der Alltag legt sich wie eine schwere Decke über mich, wenn alles was ich brauche die klare Luft über ihr ist. Und so bleiben es die Sonntage, die mir dem Raum für Worte geben. Und mehr als das -  sie geben mir den Raum, um endlich zu fühlen und nicht nur zu tun. 

Es gibt 1000 und ein Dinge, die ich heute hätte machen können, vielleicht sogar hätte machen müssen. Doch das sind alles Dinge, denen ich mich genauso gut an jedem anderen Tag der Woche widmen kann. Das Schreiben hingegen ist nichts, das wenn es gut sein soll, dazwischen gequetscht werden kann.


Sonntag bedeutet für mich Zeit voller ununterbrochener Ruhe, in der ich mich endlich auf die Ideen konzentrieren kann, die die Woche über in meinem Kopf herumschwirrten. Dabei geht es mir maßgeblich ums schreiben. An Sonntagen liegt mein Fokus darin, meine Ideen, die ich in der Woche in mein Heft gekritzelt habe, in Texte umzuwandeln und meine Gedanken weiterzuführen, sie auszubreiten auf dem Papier. Meine Sonntage halte ich mir frei fürs schreiben. Ich gehe auf einen Spaziergang, um Inspiration zu finden. Ich lese mir meine Journal Einträge der Woche durch, um die Zeilen zu finden, in denen mehr als nur der Alltag steckt. Die, in denen die Magie der Natur und des Mehrseins durchkommt. Sie sind immer da, aber ich brauche Zeit, um sie ins Licht zu holen. 


Der heutige Sonntag war anders, als der letzte Woche, aber nicht weniger schön. Er hatte weniger Stille, aber nicht weniger Ruhe. Dieser Sonntag hat mir gezeigt, wie viel ich aus einem Spaziergang im Wald rausholen kann und wie leicht ich meine Gedanken an die Oberfläche holen kann, wenn ich doch nur geduldig bin. Wie wenig ich mein Handy brauche, und wie gut ich mich doch fühle und freue meine Familie zu sehen.